Bürgermahl 2017

MdEP David McAllister, Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Fragen im Europa-Parlament, zu Gast beim Bürgermahl 2017: „Welches Europa wollen wir ?“

Rolf Watermann, Vorsitzender des Vorstandes der Bürgerstiftung, konnte in einem gut gefüllten Ratskellersaal in Rinteln rd. 140 Gäste zum 12. „Festlichen Bürgermahl“ der Bürgerstiftung Schaumburg begrüßen. Diese Benefizveranstaltung hat seit Gründung der Bürgerstiftung einen festen Platz in ihren Aktivitäten: gerade in der seit Jahren andauernden Niedrigzinsphase ist die Finanzierung der laufenden Förderarbeit ohne Spendeneinnahmen nicht mehr denkbar. Insbesondere deshalb stattete Rolf Watermann den anwesenden Spendern sowie all denen, die eine Teilnahme nicht ermöglichen konnten, sich gleichwohl aber mit einer Zuwendung für einen Erfolg der Wohltätigkeitsveranstaltungengagiert hatten, großen Dank ab.


Er wies daraufhin, dass die Bürgerstiftung nach ihrer Satzung politisch und konfessional neutral sei und sich in die jeweilige politische Dskussion nicht einmischen werde; die aktuelle politische Lage nicht nur in Europa, sondern auch in Deutschland mit den anlaufenden Wahlkämpfen auf Bundes- und Landesebene würden aber sicher auch Gegenstand der Gespräche an den Tischen sein – Abgeordnete aus EU-Parlament, Bundestag und Landtag waren unter den Gästen-, so dass er den Gästen spannende und inhaltsreiche Diskussionen wünschte.

In diesem Jahr hatte sich der frühere niedersächsische Ministerpräsident und jetzige Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Fragen im europäischen Parlament, MdEP David McAllister, in den Dienst der guten Sache gestellt.

„Welches Europa wollen wir?“ Zu dieser Frage stellte er seine Vorstellungen zu Europa vor – den geschichtlichen Hintergrund der europäischen Einigung nach der Katastrophe des zweiten Weltkrieges, die Entwicklung von einer Wirtschafts- zu einer politischen Union, die verschiedenen Erweiterungen um zusätzliche Mitgliedsländer – zuletzt um Länder des früheren Ostblocks -und als besonders problematische Tatsache den „Brexit“, die Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen. Diese Entwicklung machte dem Festredner nach seinen eigenen Worten besondere Probleme, da er selbst einen schottischen Vater hat (die Schotten hatten mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt) und die vor der Abstimmung auf der Insel herausgestellten Probleme mit der EU häufig einem Faktencheck nicht standhielten – die knappe Mehrheit der Wähler gleichwohl für einen Austritt aus der EU votierte. Der Gast wertete die Brexit-Entscheidung als historischen Fehler und wies daraufhin, dass die Umsetzung einen Kraftakt bedeute, insbesondere für die britische Seite, dass aber bei allem Unverständnis auf Seiten der verbleibenden Mitgliedsländer die Tür zu Europa damit für Großbritannien nicht für alle Zeiten geschlossen sei.


McAllister skizzierte acht Punkte, auf die die EU seiner Meinung nach ihre Zuständigkeiten konzentrieren sollte, so z.B. auf die Vertiefung des Binnenmarktes, u.a. mit Angleichung der Steuerpolitik, die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, die Vereinheitlichung der Migrationspolitik und die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Auf dem Weg in die Zukunft skizzierte McAllitser dann verschiedene Szenarien, wie sich die EU nach seiner Auffassung weiter entwickeln könnte – ein „Weiter wie bisher“ oder ein Rückschritt in frühere Phasen wie eine reine Wirtschaftsunion kommen danach nicht in Betracht; nach seiner Auffassunggeht es mehr in die Richtungen eines Europas verschiedener Geschwindigkeiten oder einer verstärkten Kompetenzübertragung an die Union.

Den Worten des Gastredners schloss sich – nach dem Menü-Hauptgang – eine intensive Diskussion an: David McAllister hatte mit seinem Vortrag offensichtlich die Erwartungen der Zuhörerinnen und Zuhörer getroffen und Interesse an weiteren Informationen und Einschätzungen geweckt.

Gebhard Hitzemann, Vorsitzender des Stiftungsrates, bedankte sich im Namen der Stiftungsgremien und aller Anwesenden für die Ausführungen des Gastes, nicht ohne darauf hinzuweisen, in welch engem Terminkorsett dieser gebunden sei – trotzdem habe er sich viel Zeit genommen, um diesen Besuch im Schaumburger Land zu realisieren und der guten Sache, also der Bürgerstiftung und ihren Zielen, einen Dienst zu erweisen. Als kleines Dankeschön übergab G. Hitzemann Präsente mit einem Schaumburger Bezug: „für alte Knaben eine von den besten Gaben“, so Wilhem Busch, also ein wenig Rotwein und eine große Bügelflasche mit einer Bierspezialität aus der Waldkater-Brauerei.